Salz und Sand

Barbara Kloska 26. Juli 2021

Wenn ich behaupte, dass eine Prise Salz darüber entscheiden kann, ob ein Essen fade, pikant oder ungenießbar ist, wird sicher kaum jemand widersprechen.
Wenn ich behaupte, dass wenige Sandkörner reichen, um das Getriebe einer gigantischen Maschinerie zu stören oder gar zu stoppen, wird ebenfalls kaum jemand von Blödsinn reden.

Bis dahin stimmen mir die meisten Leute zu.

Wenn ich allerdings die These aufstelle, dass eben genau diese Leute mächtiger sind, als sie glauben, ticken Zeigefinger gegen Stirnflächen und Augen verdrehen sich gefährlich weit, als wollten sie ihr eigenes Hirn betrachten.

Warum soll denn bitteschön im letzteren Fall die akzeptierte Behauptung

„Kleines Etwas nimmt Einfluss auf etwas Großes“

auf einmal nicht stimmen?

Ich rede nicht von der Macht, gleich die Weltherrschaft zu übernehmen. Bleiben wir realistisch. Aber die Macht, im persönlichen Umfeld, im eigenen Leben etwas zu ändern, haben wir meist schon.
Kleines Beispiel:
Keiner mag mich. Niemand nimmt mich wahr. Es ist egal, ob ich da bin oder nicht …
Wenn ich mit dieser Einstellung in den Tag starte, fühlt sich mein Hirn von mir beauftragt, die Richtigkeit dieser Devise zu beweisen. Lasse ich abends den Tag Revue passieren, wird mir mein Gedächtnis alle Bestätigungen meiner These vorlegen, die es sammeln konnte:
Der Chef hat alle anderen gefragt, ob sie abends zum Kegeln mitkommen wollen – nur mich nicht. Die Kollegin hat ungefragt mein Telefonat angenommen, obwohl ich nur ein paar Schritte entfernt am Aktenschrank war. In der Pause haben einige Mitarbeiter am Nebentisch über mich gesprochen, aber nicht mit mir … u.s.w.

Bei anderer Kopfprogrammierung – z. B. dass mich zwar nicht jeder mag, aber der/die eine oder andere eben doch, hat mein Hirn einen ganz anderen Auftrag zum Beweissammeln. Dann hätte ich möglicherweise wahrgenommen, dass der Pförtner mich mit Namen begrüßt und die Tür aufgehalten hat, als ich bepackt an ihm vorbei kam. Dann wäre mir aufgefallen, dass der Azubi bevorzugt zu mir kommt, wenn er etwas nicht weiß – weil ich ruhig und ohne dumme Anmerkungen einen Sachverhalt erkläre. Und ich hätte beim Meeting herausgehört, dass vielen die entspannte Stimmung positiv aufgefallen ist, seit ich hier arbeite …

Das sind alles nur Kleinigkeiten, die die Welt nicht grundlegend besser machen. – Stimmt. Nicht die ganze Welt und auch nicht grundlegend.
Die paar Salzkörnchen machen auch nur den Unterschied zwischen „naja – der Hunger treibt es rein…“ und „WOW! Das schmeckt ja göttlich …“

So wie die paar Salz- oder Sandkörnchen auch.
Wenn Kleinigkeiten aber Einfluss auf eventuelle Veränderungen haben, ist es doch klug, sie einzusetzen, wenn etwas anders werden soll, oder?

Vielleicht ist durch diese Kleinigkeiten der Schritt gar nicht so schwer, selbst die Veränderung zu sein, die man sich für diese Welt wünscht.

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