Wertvoll oder nicht ...

Barbara Kloska 5. Oktober 2021

Eine luxuriöse Villa mit allem Schnick-Schnack in begehrtester Lage - laut Gutachten ist sie gut 10 Millionen wert.
Ein Wohlhabender möchte aus persönlichen Gründen genau DIESE Residenz und und sticht alle weiteren Interessenten dadurch aus dem Rennen, dass er dem Eigentümer den doppelten Preis zahlt.

Die luxuriöse Villa mit allem Schnick-Schnack in begehrtester Lage hat also auf einmal einen Wert von 20 Millionen!

Dabei hat sich an dem Objekt nichts verändert!
Weder sind inzwischen goldene Wasserhähne installiert worden, noch wurden die Wände nachträglich mit Carrara Marmor vertäfelt ...

Mein Haus! Meine Yacht! Mein Auto!

Wenn jemand solche Fotos schon so vor dir auf den Tisch haut wie Pokerkarten, wenn er einen Royal Flush auf der Hand hat, dann will er dir zeigen:


ICH kann es mir leisten! ICH kann es mir so Wertvolles leisten, weil ICH wertvoll bin!


Ein besonder Genuss, ein erhebendes Gefühl ergibt sich dann noch als Schmankerl obendrauf, wenn du ihm dann auch noch zeigst, wie sehr du ihn um all das beneidest.
Dann übernimmst du seine Wertung der Dinge und die von sich selbst. Das, was er da hat, ist etwas Besonderes, was eben nur besonderen Leuten zuteil wird. Da er das besitzt – besitzen KANN – ist ER etwas Besonderes.
Etwas Besonderes ist immer etwas Wertvolleres, als das Normale, Gewöhnliche.

Soweit so gut.

Bei einem Vortrag über SELBSTWERTGEFÜHL stand ein Mann auf der Bühne und hielt dem Publikum einen Fünfzig-Euro-Schein mit der Frage entgegen, wie viel der wert sei.
„Fünfzig Euro“, kam die Antwort wie aus einem Mund.
„Würden Sie ihn geschenkt haben wollen“, fragte der Redner.
„Ja!“
Dann steckte er den Schein in die Hosentasche und fragte wieder:
„Was ist der Schein nun wert?“
„Fünfzig Euro“, kam wieder die Antwort wie eben schon einmal.
„Würden Sie ihn geschenkt haben wollen?“
„Ja!“
Dann warf der Redner das Geld auf den Boden und trampelte darauf herum.
„Was ist der Schein nun wert?“
„Fünfzig Euro.“
„Würden Sie ihn geschenkt haben wollen?“
„Ja!“
Anschließend hob der Redner den Schein auf, rieb ihn sich unter die leicht verschwitzten Achseln und am Gesäß vorbei und fragte erneut:
„Was ist der Schein nun wert?“
„Fünfzig Euro!“
„Würden Sie ihn geschenkt haben wollen?“
„Ja!“
Zum Schluss wurde der Schein in eine sehr teure Geldbörse gesteckt.
Wie zu erwarten, fragte der Redner noch einmal:
„Und nun? Welchen Wert hat der Schein jetzt?“
„Fünfzig Euro!“
„Würden Sie ihn geschenkt haben wollen?“
„Ja!“

Aha!
Der Geldschein hat und behält also seinen Wert, egal wie wir mit ihm umgehen.
Ob wir ihn beschmutzen, auf ihm herumtrampeln oder ihn mit edelstem Material umgeben – er hat und behält immer den gleichen Wert. Den, den wir ihm zusprechen! Nicht mehr und nicht weniger.

An der Stelle haben wir es doch kapiert!

Dann erkläre mir doch mal jemand, warum sich der Wert eines Menschen erhöhen sollte, wenn er sich mit teuren, luxuriösen Dingen umgeben kann oder warum der Wert vermeintlich schwindet, wenn das Leben diesen zu Boden wirft und andere es nötig haben, auf ihm herumzutrampeln?

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