Alles ist temporär

Barbara Kloska 29. Mai 2022

Alles ist temporär – hat man mir gesagt
als gelte es, Oberflächlichkeit als unumstößliches Naturgesetz zu akzeptieren.
Worte, schon so oft gehört, ziehen mich jedoch nach wie vor in die Tiefe,
nehmen mir abermals die Luft
und brandmarken meine Traurigkeit beim Abschied als abstruse Sentimentalität.
Und wieder einmal bleibe ich mit meiner Sehnsucht allein zurück.
Sehnsucht nach jemandem, der mich beim Abschied vermissen würde.

Alles ist temporär – habe ich mir gesagt
als wäre es einfach eine Frage der Zeit, bis es nicht mehr schmerzt.
Hoffnung, schon so oft erstickt, flammt dennoch erneut auf,
hilft mir, nicht zu verzagen
und lässt mich doch vor mir selbst als Narr erscheinen, der sich dem Zeitgeist nicht stellt.
Und doch wehrt sich alles in mir gegen die Akzeptanz, dass keine Verbundenheit von Dauer sein kann.
Verbundenheit mit jemandem, der ähnlich fühlt, wie ich.

Alles ist temporär – habe ich mir eingeredet
als Schutz davor, abermals bei neuen Begegnungen vergeblich auf Ewigkeit zu setzen.
Ein Eispanzer und gehaltene Distanz verhindern, dass Verbundenheit zu tief, zu fest, zu innig wird.
Ich erfriere unter meinem Harnisch
und fühle mich als Verräter meiner eigenen Werte.
Und während ich mich um eine erträgliche Balance zwischen Sehnsucht und Erfahrungen bemühe,
sagt mir jemand, dass mein Verhalten ihm das Herz zerreißt.

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