Vor ein paar Wochen hatte ich übers Wochenende Freunde besucht, die aufs Land gezogen waren.
Sonntagabends wollte ich den nur alle zwei Stunden fahrenden Linienbus zurück zur Stadt nehmen und war etwas vor der Zeit an der Haltestelle an der Landstraße. Dort setzte ich mich zu einer recht fülligen Rubens-Dame auf die Bank, die mit den Daumen etwas in ihr Mobilphone tippte.
Plötzlich kam ein Sportwagen angerast, bremste und hielt direkt vor uns an.
Der Beifahrer – ein Typ, der jedes Schicki-Micki-Klischee bediente – kurbelte die Scheibe runter und rief süffisant lächelnd „… DICKES FETTES SCHWEIN …!“ rüber.
Wider Erwarten setzten die beiden aber nicht gleich ihren Weg fort, sondern blieben noch einen Moment stehen. So, als wollten sie es auskosten, wie verletzt sich ihr Opfer zeigte.
Die Korpulente blickte jedoch nur kurz auf und sagte:
„Okay … dickes, fettes Schwein – habe ich notiert. Gebe die Bestellung an die Landmetzgerei weiter. Lieferung ist dann nächsten Donnerstag…“ Einen Moment brauchte es, bis die Info bei den Männern gesackt war, dann machten diese eine verächtliche Handbewegung und rasten davon. „… Rechnung geht an Lieferadresse“, rief die Frau noch hinterher. „Und die kommt ganz sicher!“
„Respekt! Das war echt gut gekontert. Damit haben die nicht gerechnet“, sagte ich.
„Die haben mit so Vielem nicht gerechnet – vor allem damit, dass es wirklich eine große Abrechnung gibt.“
„Kennen Sie die Männer denn?“
„Nein, aber ich habe ihre Autonummer und einen Freund bei der Polizei …“
Gestern ist mit der Post ein Schreiben gekommen – ich werde als Zeuge zu einer Beleidigungsklage geladen …
Ich liebe Überraschungen – und die im Gerichtssaal lasse ich mir sicher nicht entgehen ….